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Erschienen in: news-age, Heft 5/2013 (Seite 58-60) |
Cordyceps: Königliches Heilmittel und Universaltonikum
Zahlreiche medizinische Studien bestätigen die vielfältigen Heilwirkungen des chinesischen Raupenpilzes Cordyceps
Von Ulrich Arndt
Er hilft bei Allergien, Immunschwäche, Stress, Gefäßverkalkung und Energiemangel. In der Anti-Krebsbehandlung wird er ebenso eingesetzt wie gegen hohen Blutdruck, bei Diabetes, Osteoporose und Libido-Problemen: Cordyceps, so heißt das ungewöhnliche Universalmittel, genauer „Cordyceps sinensis“ – es ist der legendäre chinesische Raupenpilz, der weltweit wohl exotischste Heilpilz, der in China als „königliches Heilmittel“ und Universaltonikum gegen das Altern gilt. Über 400 verschiedene Arten von Cordyceps, auch Schlauchpilze genannt, gibt es weltweit. In einigen von ihnen wurden medizinisch interessante Verbindungen gefunden, doch die tibetisch-chinesische Variante ist in seiner Wirkkraft einzig.
Seit über 2000 Jahren wird Cordyceps sinensis im tibetischen Hochland gesammelt, wo er nur in Höhenlagen bis 5000m auf dem Quinghau-Tibet-Plateau vorkommt. So war er in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) lange Zeit ein Heilmittel, das nur besonders hochgestellten Personen vorbehalten war. Glücklicherweise kann er heute auf pflanzlichen Substraten etwa aus Reis gezogen werden. Der seltsame Pilz ist nämlich eigentlich ein Parasit, der Raupen im Erdboden befällt und diese zersetzt. Auf einem Reissubstrat gedeiht er aber sozusagen „vegetarisch“ genauso gut und Wissenschaftler haben nachgewissen, dass die Myzel-Pilzfäden der dafür ausgewählten Cordyceps-Variante die selben heilsamen Eigenschaften haben wie die wildwachsenden. So stehen uns heute weit größere Mengen des einst sehr raren Heilpilzes zur Verfügung. Und auch die Wissenschaft hat sich seitdem intensiv mit seinen Wirkungen beschäftigt.
Heilwirkungen vielfach belegt
Allein in diesem Jahr wurden im ersten Halbjahr bereits 116 neue wissenschaftliche Studien zur Wirkung des Cordyceps publiziert. Im Vorjahr waren es 152 und insgesamt sind stolze 749 wissenschaftliche Studien in der offiziellen medizinischen Datenbank PubMed (siehe unter www.pubmed.com) veröffentlicht. Vor allem in China, Japan und Korea, wo er auch traditionell als Heilpilz bekannt ist, wird er heute medizinisch erforscht. So gibt es allein 64 Studien zur immunstärkenden Wirkung, 22 zur Wirkung bei Diabetes, 12 bei Asthma, 72 bei Leberproblemen und 104 Studien zum positiven Einfluss bei Krebserkrankungen. Seit alters her wird dem Pilz in der Traditionellen Chinesischen Medizin zudem eine stärkende Wirkung auf den Nieren- und Lungenmeridian zugeschrieben, weshalb er auch bei Erkrankungen der Nieren und Atemwege eingesetzt wird. Und auch zu diesen Anwendungsgebieten konnte die Wirkungen in modernen klinischen Studien bestätigt werden: 39 Untersuchungen zum positiven Einfluss auf die Lunge und 59 zur Wirkung auf die Nieren wurden bereits publiziert. So nahmen beispielsweise Patienten mit Nierenversagen in einer Langzeitstudie über zehn Monate hinweg täglich 3 bis 5 Gramm (je nach Körpergewicht) Cordyceps sinensis, was zu einer signifikanten Verbesserung der Nierenfunktion führte.
Cordyceps stärkt aber insgesamt die Gesundheit und Vitalität, weshalb er generell bei Mattigkeit und Erschöpfungszuständen und sogar bei Hexenschuss (Lumbalgie), Libidoverlust und Impotenz eingesetzt wird.
Für Herz und Hirn
Cordyceps sinensis ist auf vielfältige Weise gut für Herz, Kreislauf und Blutgefäße: Der Pilz hat eine gefäßerweiternde und blutdrucksenkende Wirkung, unterstützt einen regelmäßigen Herzrhythmus und hemmt die Thrombozyten-Aggregation (also das Zusammenkleben der Blutplättchen) ebenso wie die „Geldrollenbildung“ (das Zusammenkleben der roten Blutkörperchen, der Erythrozythen). Er hat entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften und verbessert die Durchblutung des Herzmuskels. Außerdem reguliert er den Cholesterinspiegel. Wie in mehreren Studien am Menschen belegt wurde, senkt die Einnahme von zirka 3 Gramm pro Tag (je nach Hersteller 2-6 Kapseln) signifikant den Cholesterin- und Triglyceridspiegel und erhöht den positiven HDL-Cholesterinwert.
Auch die Durchblutung des Gehirn wird verbessert. Mehr noch: Die Struktur des Hippocampus, eines Hirngebiets, in dem beim Alterungsprozess degenerative Veränderungen auftreten, zeigte nach der Nahrungsergänzung mit Cordyceps starke Besserungen. Die Wissenschaftler stellten dabei eine signifikante Erhöhung der Aktivität antioxidativer Enzyme fest (Glutathionperoxidase, Superoxiddismutase, Katalase), deren Produktion durch den Alterungsprozess abgenommen hatte. Andere Studien belegten zudem direkt eine deutliche, dosisabhängige Verbesserung der Lern- und Gedächtnisfähigkeit durch Einnahme von Cordyceps. So zeigen die Studien, dass der chinesische Raupenpilz das Gehirn in seiner Substanz und in seiner Funktion jünger und leistungsfähiger erhält.
Bei Diabetes, Rheuma und Immunschwäche
In einer klinischen Studie nahmen Diabetiker 3 Gramm Cordyceps sinensis pro Tag ein. Nach drei Monaten wurde bei 95 Prozent der Erkrankten eine deutliche Verbesserung des Blutzuckerspiegels festgestellt, dagegen nur bei 54 Prozent der Kontrollgruppe, die andere Behandlungen und Medikamente erhielten. Auch bei gesunden Probanden sorgte Cordyceps für eine bessere Blutzuckerregulation mit geringeren Schwankungen des Blutzuckerspiegels im Tagesverlauf.
Bei chronischen Entzündungskrankheiten wie zum Beispiel der rheumatischen Arthritis spielen entzündungsfördernde Zytokine und bestimmte Schlüsselenzyme wie MMPs (Matrix-Metalloproteinasen) eine entscheidende Rolle. Genau diese entzündungsfördenden Stoffe werden durch Bestandteile des Cordyceps-Pilzes wirksam gehemmt. Das konnte in einer Laborstudie direkt am Blut von Rheumapatienten nachgewiesen werden. Dabei steigerte sich die entzündungshemmende Wirkung mit Höhe der eingesetzten Cordyceps-Dosis.
Interessant ist zudem die deutliche Stärkung der Abwehrkräfte gegen Infektionen mit Bakterien (darunter Clostridium, Streptokokken), Viren (darunter sogar HIV) und gegen Schimmelpilze. Tatsächlich wird in der TCM die Einnahme von Cordyceps schon seit langem auch zur Stärkung bei Erkältung und Grippe empfohlen.
Hilfreich in der Krebs-Therapie
Der Heilpilz wird heute in asiatischen Ländern wie Japan, Korea und China von Krebspatienten vielfach neben einer Chemotherapie oder Bestrahlung eingenommen, um Nebenwirkungen der regulären Behandlung zu mindern und die Wirksamkeit der Krebstherapie zu steigern. Wissenschaftliche Untersuchungen weisen auf vielfältige Wirkungen hin, wie Cordyceps bei Krebserkrankungen helfen kann: die Zellmutationen werden gehemmt, die Eiweißsynthese in Krebszellen gestört, die Neubildung von kleinen Blutgefäßen im Krebsgewebe wird gehemmt, der Abbau von Krebszellen durch natürlichen Zelltod angeregt und insgesamt die körpereigene Abwehr gestärkt. Zudem unterstützt Cordyceps die Genesung nach einer konventionellen Krebsbehandlung: Chemotherapie und Bestrahlung führen oft zu einem Mangel an weißen Blutkörperchen und schwächen stark das Immunsystem. Wissenschaftler wiesen nach, dass Cordyceps sinensis die gestörten Knochenmarkfunktionen nach solchen Behandlungen wieder herstellt und die Bildung weißer Blutkörperchen im Knochenmark anregt.
Dopingmittel und Aphrodisiakum
Der insgesamt positive Einfluss auf das Blut und die gesamte Konstitution machten Cordyceps in Asien auch zu einem Dopingmittel für Spitzensportler. Wissenschaftler stellten nämlich fest, dass Cordyceps die zelluläre Energieproduktion in den Mitochondrien erhöht und den Glukosestoffwechsel verbessert. Das führt zu höheren Leistungsfähigkeit – doch nicht nur bei Sportlern: In plazebokontrollierten Studien mit chronisch erschöpften älteren Probanden konnte ebenfalls bestätigt werden, dass Cordyceps die Kraft, Ausdauer und Vitalität erhöht. Beschwerden wie Mattigkeit, Schwindelgefühl, Ohrensausen, Kälteintoleranz und Gedächtnisprobleme nahmen im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant ab. Auch bei gesunden Senioren stiegen Ausdauer und maximale Sauerstoffkapazität bei Belastung (Rad fahren auf einem Hometrainer) nach der Einnahme von Cordyceps deutlich an.
Der Heilpilz ist zudem seit alters her als Aphrodisiakum bekannt. Er verstärkt sowohl bei Männern als auch bei Frauen den Geschlechtstrieb, insbesondere in mittleren Jahren und höherem Alter. Das geschieht unter anderem dadurch, weil Cordyceps die Biosynthese von Steroidhormonen (Cortisol, Testosteron, Östrogen), deren Produktion mit zunehmenden Alter nachlässt, verbessert. Moderne Studien haben zudem festgestellt, dass Cordyceps bei Frauen die Erfolgsquote einer In-Vitro-Fertilisation erhöht. In-Vitro-Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass Cordyceps sinensis die Produktion von 17ß-Östradiol in den Eierstockzellen erhöht, was die Qualität der ausreifenden Eizellen und damit den Erfolg einer Befruchtung verbessert.
Kräftigung von Yin und Yang
Die Wissenschaftler haben bisher jedoch vergeblich nach einem ganz speziellen Wirkstoff in Cordyceps gesucht, der für die vielfältigen Heilwirkungen zuständig ist. Es ist eher die Gesamtsumme aller natürlich enthaltenen Stoffe, die für die verblüffenden positiven Einflüsse auf Gesundheit und Vitalität zuständig ist. Vor allem die Inhaltsstoffe Cordycepin, dem sowohl die antivirale und antibakterielle als auch die aphrodisierende Wirkung zugeschrieben wird, die verschiedenen Polysaccharide (darunter Cyclofurane, Galaktomannan, Beta-Glucane, Beta-Mannane, D-Mannitol), die das Immunsystem stärken, sowie Sterole, Aminosäuren (Arginin, Tryptophan, Lysin, Tyrosin) und Mineralstoffe und Spurenelemente wie Zink, Mangan, Magnesium scheinen synergetisch zusammenzuarbeiten. Dabei bleibt Cordyceps sinensis auch in größeren Mengen unbedenklich; einzige Nebenwirklungen bei größeren Einnahmemengen können vereinzelt auftretende Gefühle von Trockenheit im Mund oder leichter Durchfall sein. In der Regel werden jedoch Mengen von nur 3 bis 9 Gramm täglich eingenommen. Nur selten empfehlen Therapeuten bei schwierigen Krebsbehandlungen deutlich höhere Dosen von zirka 30 Gramm Cordyceps pro Tag.
In der TCM wird die Heilwirkung von Cordyceps als „Yin nährend“ und „Yang stärkend“ beschrieben. Und in dieser beiderseitigen Kräftigung von Yin und Yang und damit der gesamten Lebensenergie liegt laut chinesischer Medizin sein Geheimnis als „königliches Heilmittel“ und als Universaltonikum gegen des Altern verborgen.
Mögliche Anwendungsgebiete von Cordyceps sinensis |
· Verzögerung des Alterungsprozesses · Mattigkeit, Mangel an Energie · Verbesserung der Ausdauer bei sportlicher Betätigung · Stress, Niedergeschlagenheit/Depression · Unterstützung der Genesung nach (schwerer) Krankheit · Krebs (Prävention, ergänzende Behandlung)
· Infektionskrankheiten und (chronische) Entzündungskrankheiten · Allergien und Autoimmunkrankheiten
· metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie · hoher Blutdruck, Gefäßverkalkung, Herzkrankheiten, Herzrhythmusstörungen · altersbedingte kognitive Verschlechterung · verringerte Fruchtbarkeit, (alterbedingte) Abnahme der Libido, Impotenz · Erkrankungen von Leber, Nieren und Atemwegen · Osteoporose |
Wissenschaftliche Studien: |
- wissenschaftliche Studien unter www.pubmed.com unter anderem:
1. Zhou X et al: Cordyceps fungi: natural products, pharmacological functions and developmental products. J Pharm Pharmacol. 2009;61(3):279-91.
2. Paterson RR: Cordyceps – A traditional Chinese medicine and another fungal therapeutic biofactory? Phytochemistry2008.doi:10.1016/j.phytochem.2008.01.027
3. Wu Y et al: Effect of various extracts and a polysaccharide from the edible mycelia of Cordyceps sinensis on cellular and humoral immune response against ovalbumin in mice. Phytother Res. 2006;20(8):646-52.
4. Ko KM et al: Enhancement of ATP generation capacity, antioxidant activity and immunomodulatory activities by Chinese Yang and Yin tonifying herbs. Chin Med. 2007;2:3.
5. Ji DB et al: Antiaging effect of Cordyceps sinensis extract. Phytother Res. 2009;23(1):116-22.
6. Koh JH et al: Antifatigue and antistress effect of the hot-water fraction from mycelia of Cordyceps sinensis. Biol Pharm Bull. 2003;26(5):691-4.
7. Nishizawa K A et al: Antidepressant-like effect of Cordyceps sinensis in the mouse tail suspension test. Biol Pharm Bull. 2007;30(9):1758-62.
8. Noh EM et al: Cordycepin inhibits IL-1beta-induced MMP-1 and MMP-3 expression in rheum atoid arthritis synovial fib rob lasts. Rheum atology (Oxford). 2009;48(1):45-8.
9. Hsu CC et al: In vivo and in vitro stimulatory effects of Cordyceps sinensis on testosterone production in mouse Leydig cells. Life Sci. 2003;73(16):2127-36.
10. Koh JH et al: Hypocholesterolemic effect of hot-water extract from mycelia of Cordyceps sinensis. Biol Pharm Bull. 2003;26(1):84-7.
11. Jordan JL et al: Immune activation by a sterile aqueous extract of Cordyceps sinensis: mechanism of action. Immunopharmacol Immunotoxicol. 2008;30(1):53-70.
12. Jordan JL et al: C. sinensis ab lates allograft vasculopathy when used as an adjuvant therapy with cyclosporin A. Transpl Immunol. 2008;19(3-4):159-66. |
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