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Erschienen in: esotera 11/2000
(Seite 86-87) |
Neue Chance für Patienten
Sowohl Studium als auch Praxis der traditionellen
chinesischen Medizin umfasst ein neues internationales Ausbildungs-Modell.
Jetzt haben die ersten Teilnehmer ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen
Von Ulrich Arndt
Seit diesem Sommer bieten 21 Absolventen eines neuen internationalen
Ausbildungsganges für traditionelle chinesische Medizin (TCM) ihre
Dienste an. ln Kliniken, Arzt- und Heilpraxen in Deutschland, Österreich
und der Schweiz diagnostizieren und therapieren sie als frischgebackene „Bachelor
of Chinese Medicine" (so die Bezeichnung für den Abschluss)
den Patienten wahlweise auch „auf chinesische Art". Das heißt
per Puls- und Zungendiagnose und mit Akupunktur, Moxibustion (Wärme-Therapie)
und chinesischer Pflanzenmedizin.
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Die 21 Absolventen
des neuen internationalen Studengangs und ihre Lehrer (unt.
Reihe v.l.n.r.): Dr. Claus Schnorrenberger, Prof. Dr. Hongchien
Ha, Prof. Dr. Chang, Leiter der Abteilung für chinesische
Medizin und Vizedirektor des China Medical College in Taichung/Taiwan,
und Yun-cheh Huang, diplomatischer Geschäftsträger
Taiwans in Deutschland |
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Prof. h.c. Dr. Claus
Schnorrenberger, Initiator der neuen Ausbildung, in der Chinesischen
Apotheke der Schmerzklinik „Kirschgarten" in Basel
(Schweiz) |
In Form eines Wochenendkurses pro Monat haben die Ärzte
und Heilpraktiker im Laufe der letzten dreieinhalb Jahre die Grundlagen
der chinesischen Heilkunde erlernt. In seinen Inhalten wurde das
Ausbildungsprogramm mit dem „China Medical College" der
Universität in Taichung (Taiwan) abgestimmt und orientiert
sich an deren Studiengang. „Unsere Ausbildung ist daher die
erste europäische Hochschul-Graduation in chinesischer Medizin überhaupt",
erklärt ihr Initiator, der als Heilpraktiker in Freiburg tätige
Mediziner Prof. h.c. Dr. Claus Schnorrenberger. Die mehrstufige
Ausbildung am „International College of Chinese Medicine" -
so der Name der Privat-"Hochschule" für Chinesische
Medizin - ist tatsächlich in mehrfacher Hinsicht international:
Die Kurse der ersten zwei Jahre finden am privaten „Deutschen Forschungsinstitut
für Chinesische Medizin" (getragen von einem gemeinnützigen
Verein) in Freiburg (Breisgau) statt; hier steht das Erlernen der Akupunktur
auf dem Programm, begleitet von einem Heimstudium mit Hilfe von Videos
(in deutscher und englischer Sprache).
China-Medizin für ambulante
Schmerzpatienten
In der zweiten Hälfte der Ausbildung, wenige
Kilometer entfernt an der Schmerzklinik „Kirschgarten" in
Basel (Schweiz), erlernen die Teilnehmer insbesondere die Grundlagen
chinesischer Pflanzenmedizin. Nicht nur in der Theorie: Die Klinik
betreibt auch eine Ambulanz, in der akute und chronische Schmerz-Patienten
sowohl nach westlicher als auch chinesischer Medizin diagnostiziert
werden. Danach können sie frei entscheiden, nach welchem der
beiden Medizinsysteme sie behandelt werden wollen. In einer klinikeigenen
China-Apotheke erhalten sie die erforderlichen Pflanzenheilmittel
nebst Anleitung, wie sie als Tee zuzubereiten oder einzunehmen
sind.
Umfangreiches Studium chinesischer
Heilpflanzen
Ambulanz und Apotheke bieten den „Studenten" die
Möglichkeit, vielfältige praktische Erfahrungen zu sammeln.
So gehörte es denn auch zur Abschlussprüfung, bestimmte
Pflanzen-Arzneien zusammenzustellen und die einzelnen Bestandteile
fertiger Mischungen zu identifizieren. „Zum Beispiel gibt
es allein von der sogenannten ,ZimtSuppe', dem besten Mittel gegen
grippale Infekte überhaupt, rund 150 verschiedene Variationen,
die je nach individuellen Symptomen der Erkältung eingesetzt
werden und die die Studenten alle kennen müssen", erklärt
Prof. h.c. Schnorrenberger. Von etwa 150 weiteren Pflanzen waren
die zahlreichen Anwendungsgebiete zu beherrschen. Die theoretische
Basis dafür bilden zwei Grundlagenwerke der chinesischen Pflanzenheilkunde,
die unter der Federführung Schnorrenbergers ins Deutsche übertragen
worden sind. Die Ausbildung kann im Laufe von zwei weiteren Jahren
durch vertiefende Kurse zum „Master of Chinese Medicine" fortgeführt
und durch einen mehrmonatigen Aufenthalt an der taiwanesischen
Partner-Universität erweitert werden. Internationalität
erhält die Kursreihe auch durch Gastvorlesungen von Referenten
aus Dänemark, Frankreich, Hongkong und Taiwan, wie etwa einen
neuntägigen Lehraufenthalt von Prof. Dr. Hongchien Ha, dem
Leiter der wissenschaftlich-medizinischen Forschung des „China
Medical College" in Taichung.
„ Das Interesse an chinesischer Medizin ist sowohl bei Patienten als auch
bei Ärzten und Heilpraktikern hoch", betont Schnorrenberger. Längst
sei die Akupunktur den meisten Patienten zumindest dem Namen nach bekannt, und
mit der wachsenden Skepsis gegenüber chemischen Medikamenten verstärke
sich bei den Patienten auch der Wunsch nach pflanzlichen Heilmitteln, wie sie
die traditionelle chinesische Heilkunde biete.
Mehr Möglichkeiten
für Behandlungen auf „chinesische Art"
Therapeuten mit wirklich fundierten Kenntnissen in
chinesischer Heilkunde aber seien rar, beklagt der deutsche Ausbildungsleiter.
So habe der Patient bisher nur wenige Möglichkeiten gehabt,
sich im deutschsprachigen Raum fachmännisch „auf chinesische
Weise" untersuchen und behandeln zu lassen. Mit den ersten
Absolventen des neuen Ausbildungskonzepts (s. auch Kasten links)
erhöhen sich die Chancen beträchtlich.
Infos |
- Eine Therapeutenliste der Absolventen des neuen Ausbildungsganges
in chinesischer Medizin sowie Informationen zur "chinesischen" Schmerzambulanz
und zur „China-Apotheke" bei:
Schmerzklinik Kirschgarten, Abteilung chinesische Medizin, Hirschgässlein
11-15, CH-4010 Basel, Tel. 0041/61-2958989.
- Infos zur Ausbildung bei:
Deutsches Forschungsinstitut für Chinesische Medizin e.V.
Silberbachstr. 10, D-79100 Freiburg, Tel. 0761/77234
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Bildquellen: ©Claus Schnorrenberger |