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Erschienen in: esotera 12/2000
(Seite 28-31) |
Alchemie für den Alltag
Erstmals seit vielen Jahrzehnten gibt es in Deutschland
wieder eine fundierte Ausbildung in praktischer Alchemie. Therapeuten
erlernen den richtigen Umgang mit spagyrischen Heilmitteln; Laien,
wie alchemistische Prinzipien im Alltag anzuwenden sind: beim Kochen,
einer Haus- und Reiseapotheke oder in der Meditation
Von Ulrich Arndt
Die Vielfalt naturheilkundlicher und esoterischer Therapien ist in der
Alchemie ebenso zu einer Ganzheit zusammengefasst wie tiefere Kenntnisse
um Charakter, Verhaltensweisen, geistige und spirituelle Entwicklungsmöglichkeiten
des Menschen", sagt Achim Stockhardt. Der studierte Diplom-Psychologe,
NLP-Master und Kommunikationstrainer gehört zu Europas angesehensten
praktischen Alchemisten und Spagyrikern (jemand, der die Alchemie zur
Herstellung von Heilmitteln einsetzt). Im Laufe der letzten vier Jahrhunderte
haben sich aus der Alchemie, einst die Königin der Wissenschaften,
so unterschiedliche Wissenszweige wie Chemie, Medizin und Philosophie
entwickelt. Jetzt sei es seiner Meinung nach an der Zeit, diese Spezialkenntnisse
wieder zu einem Ganzen zu verbinden - nicht nur als theoretisches Gedankengebäude,
sondern ganz praktisch im täglichen Leben.
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Oben: Alchemist Achim
Stockhardt (i. Bild ganz re.) während eines Seminars im „Laboratorium
Soluna". Linke S.: Stockhardt mit dem weltbekannten Alchemisten
und Ayurveda-Arzt Prof. Manfred Junius |
„Alchemie im Alltag" nennt Stockhardt
daher eine neuartige Ausbildung, die Anfang nächsten Jahres
beginnen wird. Sie umfasst eine insgesamt zwölftägige, über
vier Wochenenden verteilte Seminarreihe für Laien und eine
ebenso lange Fortbildung in spagyrischer Heilkunst für Therapeuten. „Die
Kursreihe zeigt aus Sicht der Alchemie, warum und wie esoterische
Techniken und ganzheitliche Heilweisen wirken", erklärt
er. Zudem mache sie „den lange vergessenen 'roten Faden'
deutlich, der die verschiedenen Praktiken bedeutender esoterischer
Lehren und Heilweisen miteinander verbindet". Scheinbar unterschiedliche
Bereiche wie Heil- und Pflanzenkunde, das Wissen um Symbole, Astrologie,
Kristallarbeit, heilige Geometrie, Tarot und Numerologie sowie
Techniken der Meditation und Energiearbeit würden unter alchemistischen
Gesichtspunkten auf ganz neue Weise verständlich, und verborgene
innere Abläufe der Natur könnten entschlüsselt werden.
Unter Ganzheitsmedizinern und Heilpraktikern ist Stockhardt kein Unbekannter
mehr. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent des bekannten,
von dem deutschen Alchemisten Alexander von Bernus Anfang des 20. Jahrhunderts
gegründeten „Laboratorium Soluna GmbH" in Donauwörth
und Eigentümer des kleinen alchemistischen Labors „Solitaire
Lab. Network". Seit drei Jahren vermittelt er an mehreren Heilpraktikerschulen
in Nord- und Süd-Deutschland die Grundlagen spagyrischen Heilwissens.
Aufgrund der dort entstandenen großen Nachfrage wird er sie im
nächsten Jahr durch die neuen Intensivseminare für Therapeuten
ersetzen. Damit gibt es zum ersten Mal seit rund 130 Jahren wieder eine
umfassendere Ausbildung in alchemistisch-spagyrischer Heilkunst.
Bisher hatten Behandler damit nämlich ein gewichtiges Problem: Zwar
sind die speziellen, vor allem aus Pflanzen hergestellten Heilmittel
seit Jahrzehnten erhältlich. Für ihre gezielte Anwendung und
Auswahl nach dem spagyrischen Heil- und Diagnosemodell standen jedoch
nur wenige Informationen zur Verfügung. So hatte selbst die unter
Insidern legendär gewordene „Paracelsus Research Society" des
Alchemisten Frater Albertus in den 50er und 60er Jahren "lediglich" Seminare
in theoretischer Alchemie angeboten und in einer kleinen Forschergruppe überlieferte
alte Rezepturen im Labor nachgearbeitet. Ihren großen praktischen
Nutzen finden die Präparate aber erst, wenn sie nicht nur nach allgemeinen
Krankheitssymptomen verordnet, sondern dabei - ähnlich wie in der
Homöopathie - auch die individuellen Gegebenheiten beim Patienten
berücksichtigt werden.
Dafür hat Stockhardt - basierend auf seiner 25jährigen Beschäftigung
mit Alchemie - ein neuartiges Diagnose-Schema entwickelt. Es beruht auf
der sogenannten Signaturenlehre, die von verwandten Beziehungen in Mikro-
und Makrokosmos ausgeht: „Wie oben so unten", dieser Ausspruch
des legendären Begründers der ägyptischen Kultur, Hermes
Trismegistos (mit dem ägyptischen Gott Thot gleichgesetzt), drückt
diese innige Verbindung aus. Dessen Kurzfassung der Signaturenlehre - überliefert
als Text der sogenannten „Tabula Smaragdina" („Smaragd-Tafel")
- wurde zum Kernsatz abendländischer Esoterik und ist zugleich eine
verschlüsselte Anleitung zu alchemistischer Laborarbeit.
Für das neue Diagnose-Schema wichtig ist nun, dass nach der Signaturenlehre
beispielsweise äußere Merkmale einer Pflanze Hinweise auf
ihre Anwendung als Heilmittel geben - auch die Homöopathie beruht
letztlich auf derartigen symbolischen Zuordnungen. Der Alchemist ordnete
zudem bestimmte Symptome und Charakterzüge ihren „Signaturen" nach
den verschiedenen spagyrischen Präparaten zu. Wobei das ganzheitlich
ausgerichtete Modell sowohl organische Symptome als auch energetische
Zusammenhänge wie die Funktionskreisläufe der Meridiane und
emotional-seelische Aspekte einbezieht.
Alchemistisch Kochen |
„Wer kochen will, der lern beizeiten,
zu allererst die Chü bereiten.
Die Chü ist wie der Stein der Weisen, denn sie tingiert dir
alle Speisen", dichtete der Alchemist Alexander von Bernus (1880-1965) über
das Würzkonzentrat für Saucen und Suppen. Früher von
jedem selbst hergestellt, ist es heute fast vollständig durch
Fabrikprodukte wie Brühe- und Fleischextrakte und Maggi verdrängt.
Wie von Bernus hervorhob, sei der Unterschied in Geschmack, Nährwert
und energetischer Qualität jedoch enorm und lohne den Aufwand
allemal - insbesondere, da sie auf Vorrat hergestellt und im Kühlschrank
aufbewahrt werden kann.
Die Bereitung der „Chü":
- Eine vegetarische Bouillon bereiten. Dazu werden Erbsen mit
Wasser auf kleiner „Flamme" etliche Minuten lang gekocht;
danach kleingeschnittene Sellerie, Pastinaken, Porree, Zwiebel
und etwas Kerbel dazu geben und langsam weiter köcheln lassen
(vergleichbar dem vieltägigen Herstellungsprozess bei Körpertemperatur
in der Alchemie). Nach frühestens einer Stunde lässt
man den Topf erkalten und die dickflüssigen Bestandteile
absetzen. Die dünnflüssige Bouillon gießt man
vorsichtig durch ein feines Sieb ab.
- Butter in einer Kasserole zerlassen, einige Zwiebeln in Scheiben
schneiden und den Topf damit auslegen. Darauf werden etwas kleingeschnittene
Möhren, Pastinaken, Petersilienwurzeln, Sellerie und Porree
geschichtet und mit Thymian gewürzt, ganz oben drauf kommen
Filets von Karpfen oder Schleie. Das Ganze auf kleiner Hitze
anbraten, ein wenig der obigen Bouillon zugießen und weiter
köcheln lassen. Hat die Flüssigkeit eine kräftigbraune
Farbe angenommen, gibt man den Rest der Bouillon dazu und lässt
das Ganze stark aufkochen. Dann ein Stück Parmesankäse
hinein - und nochmals sieden lassen. Ist ein Großteil der
Flüssigkeit verkocht, lässt man die Chü abkühlen
und gießt sie dann vorsichtig durch ein feines Sieb ab.
Das Ergebnis ist der Chü-Extrakt, den man löffelweise
als Würzgrundlage von Saucen und Suppen verwendet.
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Mit Hilfe dieses Schemas kann der Therapeut wesentlich
schneller als früher die Persönlichkeit des Patienten
- den sogenannten Konstitutionstyp - erfassen (auch wesentlich
schneller als nach homöopathischen Methoden, nämlich
in zirka 20 Minuten gegenüber 90 in der Homöopathie).
Daraus kann er wiederum Hinweise auf das individuell am besten
geeignete Heilmittel beziehen. Diese individuelle Wahl ist übrigens
eines der Geheimnisse für die zum Teil verblüffenden
Heilwirkungen alchemistisch-spagyrischer Präparate (s. esotera
10/97, „Das Große Werk' des spagyrischen Heilens" und
1/2002 "Aurum Potabile", das Trinkgold der Alchemisten).
Die enorme Zeitersparnis ist ein weiterer Grund für den Boom,
den die Spagyrik zur Zeit unter Ärzten und Heilpraktikern
erfährt. Auch der Laie kann das Diagnose-Schema - in einer
vereinfachten Variante - nutzen und sich danach für alltägliche
Beschwerden eine neuartige Form der „Hausapotheke" aus
spagyrischen Heilmitteln zusammenstellen. Sie bietet unter anderem
Möglichkeiten
- der ersten Hilfe bei Infektionen und Kinderkrankheiten,
- zur Entschlackung und Ausleitung von Umweltgiften,
- zur Bewältigung schwieriger Lebenssituationen und
- eine Zusammenstellung von „Reise" und „Erste-Hilfe"-Medikamenten".
Verwendet werden dazu vor allem Präparate aus Melisse, Johanniskraut,
Holunder, Bärlauch, Kardamon, Lungenkraut, Beinwell und Thuja und
ganz spezielle Essenzen aus Metallen (www.edelstein-essenzen.de)
Während
der Seminarreihe für Laien werden auch einfache alchemistische
Hausrezepte zubereitet
Die Pflanzenauszüge kann man zum Teil auch selbst
herstellen. Wie das schon mit einfachen Küchengeräten
gelingt und wie man die Mittel richtig anwendet, vermittelt Stockhardt
in seinen Seminaren für Laien. Doch nicht nur das: In vielfältiger
Weise verbindet er die theoretische Einführung in alchemistische
Lehren mit ihrer praktischen Anwendung in nahezu allen Lebensbereichen
- angefangen von der Herstellung einfacher spagyrischer Hausmittel
(s. Kasten S. 31) und der Anwendung „alchemistischer" Regeln
beim Kochen (s. Kasten li.) bis zur praktischen Anleitung für
eine tiefgehende Meditation und Energiearbeit nach alten Überlieferungen
zur sogenannten „inneren Alchemie".
„Seit vielen Jahrhunderten strebt der Alchemist parallel zur praktischen
Laborarbeit auch eine innere Verwandlung und spirituelle Bewusstseinsentwicklung
an. Daher enthalten alchemistische Überlieferungen einen großen, bisher
nur wenig genutzten Schatz praktischer esoterischer Erfahrung", betont Stockhardt.
Die Alchemie sei seiner Meinung nach sogar die wichtigste esoterische Tradition
des Westens überhaupt. Zudem stelle sie nicht nur eine Sammlung von Techniken
zur Herstellung von Heilmitteln oder zur inneren Weiterentwicklung dar, sondern
sei vielmehr eine Art grundlegende Lebenseinstellung und Weltsicht: „Jeder
einzelne kann selbst zum 'Spiegel des alchemistischen Geheimnisses' werden, indem
er das Licht, das in ihm 'gefroren' ist, zum Erstrahlen bringt", sagt er. „Diese
Verwandlung 'dunkler Anteile' in Licht, in Bewusstheit, Geist und Liebe ist das
eigentliche tiefere Ziel einer alchemistisch orientierten Lebensweise." Dabei
soll die neue Seminarreihe „Alchemie im Alltag", die im idyllischen
Johanniterhof im Schwarzwalddorf Villingen-Obereschach stattfindet, behilflich
sein. Zweifellos ist sie eine der raren Gelegenheiten, bei jemandem zu lernen,
der die praktische Alchemie tief durchdrungen hat (Stockhardt gelangen wichtige
Entdeckungen bzw. Wiederentdeckungen für die Herstellung besonderer Heilmittel,
wie das "Aurum Potabile",
dem Trinkgold der Alchemisten, natürlicher Kosmetik und Pflanzen-Pheromon-Parfüme).
Meist sind solche Experten nur selten bereit, an die Öffentlichkeit zu treten.
So bedurfte es für Stockhardts Entschluss auch der ausdrücklichen Ermunterung
durch andere Alchemisten, wie etwa des weltbekannten Ayurveda-Arztes Prof. Manfred
Junius (zu ihm s. esotera 5/99 „Magische Lösung").
Alchemistische Blütenessenz
für die spirituelle Entwicklung |
Während des Seminars „Alchemie
im Alltag" stellen die Teilnehmer selbst eine spagyrische
Blütenessenz her - zum Beispiel aus Birnbaum-Blüten.
Die Essenz unterstützt unruhige Menschen oder nach einem
stressigen Alltag die Meditation, gibt mehr Kraft, Schutz,
Ruhe und Ausgeglichenheit und kann als „Konstitutionsmittel" von
Menschen mit den Feuer-Sternzeichen Widder, Löwe, Schütze
und von cholerisch reagierenden Personen verwendet werden.
Herstellung:
- Kurz vor einem Vollmond im Frühjahr werden 10 Blüten
eines alten einheimischen Birnbaums gepflückt, in eine Kristall-
oder Glasschale gelegt und mit einem Gemisch aus Wasser und etwas
Alkohol aufgegossen.
- Die Schale vier Tage in die Sonne stellen. Dann die Flüssigkeit
durch einen Filter abgießen und die gleiche Menge Alkohol
(z.B. Grappa) zur Konservierung hinzugeben.
- Die ausgezogenen Blüten in eine feuerfeste Schale geben
und unter schwacher Hitze zu Asche „rösten" -
das sogenannte Kalzinieren. Die Asche in einen Filter geben,
destilliertes Wasser darübergießen und die Flüssigkeit
auffangen. Der nichtlösliche Rest der Asche wird erneut
erhitzt und danach wieder übergossen. Das Ganze wird dreimal
wiederholt.
- Das Wasser mit den ausgeschwemmten Aschebestandteile etwa
zwei Tage lang abgedeckt stehen lassen und dann die Flüssigkeit
vorsichtig abgießen. (Den Bodensatz wegschütten.)
Das abgegossene Wasser wird langsam bei geringer Hitze verdampft,
bis nur noch weiße Salzkörnchen verbleiben.
- Dieses Salz mit dem in der Sonne ausgezogenen Blütenwasser übergießen
und das Ganze erneut einen Tag lang in die Sonne stellen. Gegen
17 Uhr die Schale hereinholen und wieder etwas Alkohol dazugeben.
Diese spagyrische Blütenessenz enthält - anders als
die bekannten Blütenessenzen - Körper (das Salz), Geist
und Seele der Pflanze.
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Allein schon in ihrer Vielseitigkeit sind die Seminare
höchst ungewöhnlich. Neben den bereits erwähnten
Themen steht noch vieles mehr auf dem Programm: darunter kurze
Wanderungen zum Sammeln von Heilpflanzen, die später zu einer
spagyrischen Essenz verarbeitet werden; man lernt, die energetische
Qualität von Pflanzen und Landschaft nach alchemistisch-geomantischen
Regeln zu beurteilen, stellt spezielle Getränke her, die den
inneren Energiefluss anregen und die sinnliche Wahrnehmung fördern,
erfährt vieles über Düfte und Räuchermittel,
Kristalle und die Wirkung von Licht, Farben und Klängen. Nicht
zuletzt erhält man Tipps, wie man zum Beispiel durch Stärkung
des „inneren Beobachters" die eigene spirituelle Entwicklung
immer wieder kritisch beurteilen und den eingeschlagenen Weg bei
Bedarf leichter korrigieren kann. „All diese Bereiche können,
wenn sie in den Alltag einfließen, einen wichtigen Beitrag
leisten, die individuelle Seelenenergie zu stärken",
so Stockhardt. „Dies wiederum hat zur Folge, dass Vitalität
und Lebensfreude wachsen und jeder seine ureigene Lebensaufgabe
besser erfüllen kann."
Bildquellen: ©Ulrich Arndt |