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Erschienen in: esotera 8/1998
(Seite 86-88) |
Freie Bahn den Energien
Meister Li Hongzhi, chinesischer Begründer
des Falun Gong - ein System von Körperübungen zur spirituellen
Entwicklung -, kam zum ersten großen europäischen Falun-Gong-Kongreß nach
Frankfurt. esotera sprach mit ihm
Von Ulrich Arndt
Noch
vor einem Jahr war das chinesische Falun Gong, eine spirituelle
Lehre mit hochwirksamen Qi-Gong-ähnlichen Körperübungen,
in Europa und vor allem in Deutschland fast völlig unbekannt.
Nach einem Artikel in esotera (8/97, „Der geistige Pfad
des Falun Gong") nahm die Zahl der Praktizierenden jedoch
sprunghaft zu. Weltweit sollen bereits mehr als 50 Millionen
Menschen (die Mehrzahl davon Chinesen) die von dem chinesischen
Meister Li Hongzhi Ende der 80er Jahre als Quintessenz buddhistischer
und taoistischer Qi- Gong Lehren entwickelten Körperübungen
erlernt haben.
„Das Ziel meiner Lehre
ist es, den Meschen zu erlösen"
Zum ersten Mal fand jetzt in Deutschland ein europäischer
Falun-Gong-Kongreß statt - ein Treffen, das dem Erfahrungsaustausch
unter den Praktizierenden diente. Etwa 700 Teilnehmer (gut ein
Drittel davon Auslands-Chinesen) waren unter anderem aus England,
Schweden, Frankreich, Rußland, Österreich und der Schweiz,
aber auch aus China zu der Tagung nach Frankfurt angereist.
In Deutschland haben sich mittlerweile zwei Richtungen der Falun-Gong-Praxis
herausgebildet: Ein Teil der Übenden legt den Schwerpunkt auf körperliche
Techniken und eine individuelle spirituelle Entwicklung, die sich nicht
nur an Hongzhis Lehren orientiert. Eine zweite, wahrscheinlich größere
Gruppe Praktizierender widmet sich vor allem dem Studium der geistigen
Lehren Hongzhis und versteht sich ausdrücklich als dessen Schüler.
Sie streben eine spirituelle Entwicklung in dem von Hongzhi in seinen
Büchern beschriebenen geistigen System an.
Anläßlich des europäischen Kongresses hielt sich auch
der Begründer des Falun Gong erstmals in Deutschland auf. Für
esotera war Li Hongzhi zu einem Interview bereit:
esotera: In Ihrer Eröffnungsrede
zum Kongreß haben Sie aus aktuellem Anlaß die indischen
und pakistanischen Atomtests angesprochen und vor „den
dadurch entstandenen Gefahren in feineren energetischen Ebenen" gewarnt.
Worin bestehen diese?
Li Hongzhi: Die heutigen
Wissenschaftler sehen nur den radioaktiven Kern des Atoms und
nicht die endlos kleineren Teilchen und die damit zusammenhängenden
anderen Dimensionen. Buddha sagte: „In einem Sandkorn sind
3000 Welten." Dies muß man tatsächlich wörtlich
nehmen. Was die Wissenschaftler nicht sehen, ist, daß Atomexplosionen
diese feinen Ebenen und Dimensionen zerstören. Dies sind
aber auch die Ebenen der Götter bzw. die Verbindungen zu
diesen. Freilich können das die Wissenschaftler erst verstehen,
wenn sie ihren geistigen (spirituellen - Anm. d. Red.) Stand
erhöhen. Erst dann können wir von einer höheren
Wissenschaft reden. Die moderne Wissenschaft ist ein Kindergartenspiel
und zugleich eine komplexe Religion. Der Verfall der heutigen
modernen Gesellschaft ist durch die Oberflächlichkeit der
Wissenschaft mit verursacht.
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Etwa 700 Teilnehmer aus der ganzen
Welt fanden sich zur Falun-GongTagung in Frankfurt ein |
esotera: Im
Erfahrungsaustausch auf dem Kongreß wird immer wieder auch
von spektakulären Heilungen berichtet. Wie erklären Sie
derartige Wirkungen des Falun Gong?
Li Hongzhi: Auch der menschliche
Körper besteht aus vielen Ebenen und Schichten jenseits
bzw. innerhalb der Moleküle. Dortige Störungen sind
die Ursachen von Krankheiten. Bei einer Heilung muß man
zwei Ebenen unterscheiden, die Heilung durch gewöhnlichen
QiGong und die durch übernatürliche Kräfte. Letztere
ist nur möglich, wenn der Mensch auch schlechte Gewohnheiten
ablegt und sich ändert.
esotera: Wird eine Gesundung
durch längere Übungszeiten gefördert?
Li Hongzhi: Dies ist leider
eines der Mißverständnisse der letzten Jahre. Ziel
meiner Lehre ist nicht, den Körper fit zu halten, sondern
den Menschen zu erlösen. Heilungen sind dabei ein willkommener
Nebeneffekt. Für die Kultivierung (Hongzhis Begriff für
eine spirituelle Persönlichkeits- und Bewußtseinsentwicklung,
die mit bestimmten energetischen Veränderungen des Körpers
verbunden ist - Anm. d. Red.) ist es aber nicht nötig, die Übungszeit
zu verlängern. Vielmehr sollten die drei geistigen Gebote
Wahrheit, Gutherzigkeit und Nachsicht, wie sie in meinen Büchern
beschrieben sind, studiert und danach gelebt werden.
esotera: In Ihren Büchern
wird aber auch von einem harmonisierenden energetischen Einfluß auf
die Akupunktur-Meridiane und dadurch auf den Körper gesprochen.
Li Hongzhi: Die Meridiane,
deren Existenz von Wissenschaftlern meßtechisch bewiesen
werden konnte, sind Bewegungsbahnen energetischer Substanzen
im ganzen Körper, vergleichbar den Flüssen der Erde.
Sind sie verstopft, können Krankheiten entstehen. Durch
normales Qi Gong können diese Bahnen wieder befreit und
der Energiefluß verstärkt werden. Dadurch kann der
Mensch genesen.
Beim Praktizieren des Falun Gong jedoch werden die Bahnen nicht nur befreit.
Der Energiestrom wird durch hochenergetische Substanzen verwandelt, so
daß der Fluß immer stärker wird. Die Meridiane breiten
sich aus, verschmelzen miteinander zu einer Fläche, und der gesamte
Körper wird gewissermaßen zu einem einzigen Meridian. Dies
ist der Zustand „drei Blumen erscheinen auf dem Kopf". In
ihm gibt es keine körperlichen Krankheiten mehr. Der Körper
wirkt verjüngt, da ihm weit mehr Energie zur Verfügung steht.
esotera: Einige Begriffe,
die Sie verwenden - wie „drei Blumen erscheinen auf dem
Kopf" und „das Himmelsauge" -, sind im Westen
unbekannt. Können Sie sie zu dem hier bekannten System der
indischen Chakra-Lehre und der Kundalini-Energie in Beziehung
setzen?
„Die Meridiane verschmelzen
miteinander, und der gesamte Körper wird gewissermaßen
zu einem einzigen Meridian"
Li Hongzhi: Die
Kultivierung ist eine ziemlich komplizierte Sache. Beschreibungen
davon können nur sehr verkürzt und vereinfacht gegeben
werden. Es wurden im Laufe der Jahrtausende viele Systeme entwickelt,
mit deren Hilfe die Kultivierung verständlicher und für
den Schüler nachvollziehbar gemacht werden soll. Eines davon
ist die indische Lehre von den Chakras und den Nadis. Dieses System
kann jedoch mit meiner Lehre und den von mir verwendeten Begriffen
nicht verglichen werden, zumal diese indischen Lehren meiner Kenntnis
nach in vielen Darstellungen fehlerhaft sind. Die heutigen indischen
Kultivierungsmethoden sind ziemlich durcheinandergekommen; es sind
Vermischungen von Lehren aus den Traditionen des Brahmanismus (Hinduismus
- Anm. d. Red.), Buddhismus und Taoismus. Das reine Wissen um das „Himmelsauge" ist
weitgehend verlorengegangen.
esotera: Handelt es sich
bei dem von Ihnen beschriebenen „Himmelsauge" auf
der Stirn nicht um das auch aus dem Indischen bekannte Stirn-Chakra
bzw. „dritte Auge"?
Li Hongzhi: Der Hauptkanal
des Himmelsauges liegt zwischen der Mitte der Stirn und dem oberen
Ende des Nasenbeins. Der Buddhismus unterscheidet fünf Stufen
des Himmelsauges: das Fleischliche Auge, das Himmlische Auge,
das Weisheitsauge, das Sachliche Auge und das Buddha-Auge. Jede
dieser Stufen wird in eine obere, mittlere und untere Stufe untergliedert.
Unterhalb der Stufe des Himmlischen Auges kann man nur diese
unsere materielle Welt sehen. Erst oberhalb des Weisheitsauges
kann man andere Weltenräume sehen. Manche Menschen können
Dinge besser durchleuchten als Computer-Tomographen. Dies wird
oft für eine hohe Entwicklung des Himmelsauges gehalten,
aber was diese Leute sehen, ist noch in der materiellen Welt.
Welche Stufe das Himmelsauge eines Menschen erreicht, hängt davon
ab, wieviel essentielle Energie er besitzt und wie rein der Hauptkanal
des Himmelsauges ist. Auf verschiedenen Stufen des Himmelsauges kann
man verschiedene Weltenräume sehen. Viele Wissenschaftler verstehen
das nicht. Sie ließen Qi-Gong-Meister versuchen, in hermetisch
verschlossene Kästen versteckte Dinge zu „sehen". Weil
das Himmelsauge der Meister jedoch auf verschiedenen Stufen arbeitete,
waren auch ihre Antworten unterschiedlich. So kamen die Prüfer zu
dem Schluß, daß das Ganze betrügerisch sei.
esotera: Was verstehen
Sie unter dem energetischen Zustand „drei Blumen erscheinen
auf dem Kopf"? Nach westlichem Verständnis der Chakra-Lehre
werden als „Blumen" die schnelldrehenden Wirbel eines
Energiezentrums, also eines Chakras, bezeichnet, weil deren stehende
Wellen wie Blütenblätter geformt sind. Handelt es sich
bei den „drei Blumen" ebenfalls um drehende Energiewirbel?
Li Hongzhi: Die „drei
Blumen auf dem Kopf" befinden sich natürlich jenseits
des normalen dreidimensionalen Raumes und auch jenseits der
Chi-Ebene, die dem stofflichen Körper noch sehr nahe ist.
Auf diesen „Blumen" stehen drei Energiesäulen,
die sehr hoch sind. Sie haben den gleichen Durchmesser wie
die Blumen. Alle Blumen und Säulen rotieren. Die Muster
auf diesen Energiesäulen unterscheiden sich je nachdem,
in welchem System - dem buddhistischen oder taoistischen -
man sich kultiviert. Dies ist jedoch nicht der letzte Schritt
auf diesem Weg, vielmehr beginnt hier erst die Kultivierung
des sogenannten Buddha-Körpers.
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Im Mittelpumkt
des Frankfurter Falun-Gong-Kongresses stand der Erfahrungsaustausch |
esotera: In
der jüngsten Übersetzung einer Ihrer Schriften steht,
daß es dem Praktizierenden nicht erlaubt sei, „in die
politischen Angelegenheiten des Staates einzugreifen". Steht
das nicht in Widerspruch zu den von Ihnen selbst formulierten Geboten,
sich durch ein Leben nach den Grundsätzen von Wahrheit, Gutherzigkeit
und Nachsicht „zu kultivieren", also persönlich
zu entwickeln?
Li Hongzhi: Dies ist offenbar
ein Übersetzungsproblem im Buch. Es soll nicht heißen,
daß Menschen, die den Beruf des Politikers haben, sich
nicht kultivieren dürfen. Im Gegenteil, wenn sie sich dadurch
zu guten Menschen entwickeln, können sie allen ein großes
Vorbild sein und einen sehr positiven Einfluß ausüben.
Gemeint ist, daß die Kultivierungskräfte nicht für politische
oder persönliche Zwecke eingesetzt werden dürfen. Dies entspräche
sonst dem Charakter einer Sekte und würde Abhängigkeiten erzeugen.
Wir greifen nicht in die Selbstbestimmung des Menschen ein. Ebensowenig
ist es ein Ziel, die Gesellschaft zu verändern. Ein automatischer
Nebeneffekt ist hingegen denkbar: Wenn viele Menschen sich bemühen,
gute Menschen zu sein, dann kann dies auch die Gesellschaft bessern.
esotera: Gab es in China
angesichts der nach Millionen zählenden Anhängerschaft
des Falun Gong Probleme mit Behörden oder Politikern?
Li Hongzhi: Die Regierung
macht sich viele Sorgen darüber, aber sie wissen, daß wir
gute Menschen sind. Allerdings betrachten sie die Praktizierenden
aus der Perspektive normaler Menschen heraus und nicht in meiner
spirituellen Sichtweise. Was sie sehen, ist, daß so viele
Schüler auf einen Meister hören und womöglich
nicht mehr auf die Beamten; so meinen sie, das könnte ein
Problem werden. Das ist auch ein Grund, warum wir den Schülern
sagen, daß sie sich nicht in die Politik einmischen sollen.
esotera: Vielen Dank für
das Gespräch.
Das Interview führte Ulrich Arndt
Informationen
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- Literatur von Li Hongzhi:
„Der chinesische Falun Gong", Verlag für fremdsprachige Literatur,
Peking 1996 (prakt. Übungsbuch); „Das große Vervollkommnungsgesetz
des Falun-Buddha-Gebotes", Ost-Zhou-Verlag, Bad Pyrmont 1998 (prakt. Übungsbuch); „Zhuan
Falun", Ost-Zhou-Verlag, Bad Pyrmont 1998 (Aufzeichnung eines theoret. Seminars)
„Falun Gong", Delphi bei DroemerKnaur-Verlag, München 1998 (erscheint
im Sept.)
- Übungsvideo:
„Falun Gong" (prakt. Lehrfilm), Ost-Zhou-Verlag, Bad Pyrmont 1997
- Übungsgruppen:
Eine Liste regionaler Falun-GongÜbungsgruppen ist erhältlich
bei: Ost-Zhou-Verlag, Vogelreichsweg 38, 31812 Bad Pyrmont, Tel.
05281/17656, Fax 961008
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Bildquellen: ©Ulrich Arndt |